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AutorenbildHelmuth Lauscher

Der Traum vom Leben im Wohnmobil

Immer wieder lese ich oder höre es: „Lebe deinen Traum, bevor es zu spät ist“ und die betreffenden Verfasser*innen beziehen sich dabei auf das Leben im Wohnmobil und das ggf. fortschreitende Alter der Träumenden.

Dann blicke ich auf mein bisheriges Leben zurück und frage mich, ob es je für einen meiner Träume zu spät war und ich finde keinen. Vielleicht habe ich ja auch einfach nur Glück gehabt.


MANgo, mein Wohnmobil und Elchi, mein Beifahrer

Träume verändern sich. Meine Träume waren mit 20 ganz andere als mit 40 und beide hatten mit einem Leben im Wohnmobil nichts zu tun. In jungen Jahren (also mit 20) waren es für mich eher Rockbands und Kommunenleben, die mich faszinierten. Zwar baute ich mir schon Ende der 1970er Jahre einen alten Ford Transit aus, um mich damit auf den Weg Richtung Nordafrika zu machen, aber ein Leben in diesem Fahrzeug wäre damals für mich nicht in Frage gekommen. Dafür waren alle möglichen anderen Träume seinerzeit viel zu wichtig.

Mit 35/ 40 hatte sich dieses Szenario aber schon weitgehend verändert: Die früheren Ideale wurden abgelöst durch eine eigene Familie im alten Haus mit Tieren und restaurierten Möbeln auf dem Land.

Erst mit ungefähr 60 Jahren entstand bei mir die Idee vom Wohnmobil im Wortsinn und wurde schließlich groß und wichtig genug, dass ich im zarten Alter von 61 auf die für manche Außenstehenden wahnwitzige Idee kam, einen alten LKW zu kaufen, zum Reisefahrzeug umzubauen und schließlich darin zu leben.


Zu spät? Keineswegs. Jeder meiner Träume hatte seine Zeit, seine Rahmenbedingungen und seine Berechtigung. Ich habe sie alle auf ihre Weise genossen und gelebt, jeweils mehr oder weniger lange oder konsequent, aber im Rückblick so, dass ich nicht das Gefühl habe, etwas versäumt zu haben.

Der Traum vom Wohnmobil kam bei mir eben erst mit 60. Das macht ihn aber nicht weniger erstrebenswert und lebenswert. Wenn jemand mit 25 dieses Leben möchte und es irgendwie auch realisieren kann, ist das doch genauso in Ordnung wie 40 Jahre später. Auch wenn man nicht weiß, wie lange das so gehen wird. Aber mal ehrlich: Wer weiß das schon?

Ich selbst lebe nun im vierten Jahr in meinem MANgo und würde nicht tauschen wollen. Die Möglichkeit, spontan weiter oder weniger weit zu reisen, wenn mir nach Reisen ist bzw. der Geldbeutel und alles andere es hergibt, dabei fotografieren und schreiben zu können, grenzt schon fast an eine Traum- Übererfüllung.


Auf der anderen Seite sind die erwähnten alten Träume mehr in den Hintergrund getreten. Wie gesagt: Alle haben/hatten ihre Zeit und die ist individuell immer richtig, aber der Veränderung unterworfen.Auch mein aktuell gelebter Traum vom Leben im Wohnmobil hat wie bei jeder/jedem anderen, egal welchen Alters, seine (begrenzte) Zeit: Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem mir dieses Leben zu beschwerlich, zu unstet oder was auch immer wird. Oder die Gesundheit spielt nicht mehr mit. Oder es gibt einfach einen neuen Traum, der verwirklicht sein will.


Natürlich gehe ich davon aus und hoffe, dass diese Situation erst in vielen Jahren eintritt, schließlich habe ich mit meinem MANgo ja noch eine Menge vor, über das ich auch weiterhin mit Bildern und Geschichten erzählen möchte.

Trotzdem gedeiht in meinem Kopf und in meinem Herzen parallel ein ganz anderes Träumchen für die „Zeit danach“, dem ich auch Raum gebe, das ich zulasse und dessen mögliche Realisierung eine sehr schöne Perspektive ist, wenn auch noch in weiter Ferne.


Sich das Leben offen halten können, auch für neue Träume, so geht Freiheit für mich.

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