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AutorenbildHelmuth Lauscher

Der Waldrapp in Marokko

Aktualisiert: 7. Mai 2023

Ich habe mich ja eine Weile lang total zurück gehalten mit Vogelfotos, aber jetzt ist es mal wieder so weit: Welches Tier sieht aus wie eine kleinere schwarze Gans, die sich eine rötliche venezianische Maske aufgesetzt hat? Richtig: Der Waldrapp, ein ebenso besonderer wie bedrohter Vogel, der in Deutschland dank intensiver Bejagung bereits seit 400 Jahren ausgestorben ist.

Waldrapp im Flug

Mittlerweile gibt es bewundernswerte Projekte im Alpenraum, darunter auch das Waldrappteam nahe meiner Heimat am Bodensee, die sich um die Wiederansiedlung des Waldrapps bemühen. Viele von euch haben sicher die beeindruckenden Fernseh-Bilder im Hinterkopf, wo sich ein Leichtflugzeug in Begleitung von einigen Waldrappen auf den Weg über die Alpen macht, um die Vögel wieder an ihre angestammten Zugrouten zur Überwinterung in Südeuropa „anzulernen“, mit einigem Erfolg.

In Marokko gibt es drei bekannte Populationen des Waldrapps an der Atlantikküste, wobei es sich hier nicht um Zugvögel, sondern um ganzjährig dort lebende Exemplare handelt. Eine vierte Population soll es im Norden von Marokko in der Region Mezguitem geben, weitere kleine bzw. kleinste Vorkommen sind in der Türkei bzw. Syrien bekannt. Das wars dann aber auch schon mit den auf der Welt verbliebenen wild oder halbwild lebenden Waldrappen, alle weiteren noch existierenden Vögel dieser Spezies leben in Nachzuchtprogrammen oder Zoos.


Fünf Waldrappe an einer Süßwasser-Pfütze

Auf meiner Reise in den Süden von Marokko machte ich mehrere Tage Pause nördlich von Agadir an der Küste bei Tamri, um dort die zu dieser Zeit wütenden Unwetter „auszusitzen“. Gerade in dieser Region lebt ausgerechnet die nördlichste der Atlantik-Populationen des Waldrapps, der hier in friedlicher Eintracht mit Möwen, Seeschwalben und anderen Vögeln in den unzugänglichen Klippen nistet. Sogar einen Wüstenfalken konnte ich beobachten/ fotografieren, der dort, mitten im Waldrapp-Habitat gerade einen frisch gefangenen Kleinvogel mundgerecht zerlegte. Die anderen, mutmaßlich größeren Waldrapp-Kolonien befinden sich weiter im Süden, und zwar im über 60 KM langen Souss-Massa- Nationalpark, wo ich später einige Exemplare nahe Tifnit sah.


Dieser Vogel braucht Aufmerksamkeit, braucht wie viele andere bedrohte Arten ein Gesicht, damit sich in den Menschen ein Gefühl für die Notwendigkeit von arterhaltenden Maßnahmen entwickelt. Die größte Gefahr, die für den Waldrapp von Menschen ausgeht, ist das Risiko der erneuten Bejagung, das Fleisch des Waldrapps galt in alten Zeiten als Delikatesse. Darüber hinaus hat mir der Plastikmüll, den ich in einigen Nestern sah, ganz und gar nicht gefallen, aber das ist ja ein weit über den Waldrapp hinaus gehendes Problem.





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