Kairouan ist eine Stadt mit ca. 120.000 Einwohnern im Norden Tunesiens, die allerdings gegenüber allen anderen Städten dieser Größenordnung in Tunesien einen ganz wesentlichen Unterschied aufweist: Kairouan ist für Muslime die heiligste Stadt im gesamten Maghreb, sie rangiert in manchen Quellen sogar auf Platz vier der heiligsten Städte des Islam weltweit. Ihre Geschichte reicht zurück bis ins siebte Jahrhundert und seit 1988 steht sie auf der UNESCO- Weltkulturerbe-Liste.
Nun könnte man meinen, dass es für einen Nicht-Muslimen vielleicht irgendwie schwierig ist, sich hier zu bewegen, aber das Gegenteil war der Fall: Die Stadt und ihre Einwohner handhaben ihren Status mit großer Entspanntheit, natürlich mit den auch anderswo üblichen Sicherheitsmaßnahmen. So ist es für Besucher*innen, angemessene Bekleidung vorausgesetzt, nicht nur möglich, den Innenhof der riesigen Zentralmoschee zu betreten, sondern man kann außerhalb der Gebetszeiten sogar einen Blick mit oder ohne Kamera in bestimmte Räumlichkeiten richten. Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis, ergänzt durch viele weitere Sakralbauten wie z.B. die Drei-Türen-Moschee oder diverse Mausoleen.
Aber es waren nicht nur diese Aspekte, die Kairouan für mich besonders machten: Es war auch die Medina, die Altstadt, die zum großen Teil noch von der mächtigen, alten, 3.800 Meter langen Außenmauer umgeben ist und wo man in den Straßen und überdachten Gängen Souks, also Märkte und Geschäfte mit einem besonderen Flair findet. Nach Zünften und Waren geordnet, begibt man sich in ein großes Gewirr und Gewusel, kommt an Goldschmieden und Teppichhändlern vorbei, durch Schuhmachergassen hindurch oder macht wie ich Halt in einer der fast schon archaisch anmutenden Webereien, wo auf uralten Handwebstühlen feine Schals und vieles mehr entstehen. Ich hatte fest damit gerechnet, mich in diesem Labyrinth zu verlaufen, was aber erstaunlicherweise nicht der Fall war: Immer wieder gelangte ich an die umgebende Mauer, kreuzte bereits bekannte Stellen oder kam an eines der Tore, die von außerhalb ins Innere der Medina führen.
Eine sehr kurzlebige, aber umso eindrücklichere Erinnerung an Kairouan wird mich – leider nur äußerst vorübergehend - begleiten: Ich war tapfer an allen Teppichgeschäften und vielem mehr vorbei gegangen oder hatte nur bewundert und/ oder fotografiert. In einer Patisserie war es dann vorbei mit der Tapferkeit: Bergeweise lag dort Makroudh vor mir. Ein frittiertes Gebäck aus Hartweizengrieß in Form kleiner Rauten mit Dattel-, Feigen- und/oder Mandelfüllung, mit Sesam bestreut und zuguterletzt noch in einem süßen Sirup ersäuft. Grüße vom Gaumen und von der Galle..
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