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AutorenbildHelmuth Lauscher

In Schweden nach Norden

Am 24. Juli 2021, also ca. drei Wochen nach Start unserer Reise, erreichten wir von Kopenhagen aus über die Östersundbrücke Malmö auf der schwedischen Seite.

Unseren weiteren ungefähren Routenverlauf hatten wir kurz vorher – ich glaube, in Kopenhagen – festgelegt.

Damit folgten wir unserem Vorsatz, immer nur eine grobe Richtung ins Auge zu fassen und Detailziele, Aufenthaltsdauer und Aktivitäten spontan nach Lust und Laune festzulegen. Die wesentliche Frage im vorliegenden Fall war: Fahren wir an der schwedischen Ostküste nach Norden und im Landesinneren zurück oder anders herum? Wir entschieden uns nach viel Küstenfeeling in Dänemark für „anders herum“ und fuhren zunächst an Göteborg vorbei entlang der „kurzen“ schwedischen Westküste, um dann an der norwegischen Grenze entlang Richtung Norden weiter zu kommen.


Mit dem Wohnmobil in Schweden

Ein besonders interessantes und sehenswertes Ziel fanden wir an der Westküste unter anderem in bzw. um Tanumshede, wo wir uns die berühmten ca. 3000 Jahre alten Felsritzungen aus der Bronzezeit anschauten. Insgesamt wurden hier bis heute über 10.000 unterschiedlich gut erhaltene Gravuren in teilweise sehr großen Felsplatten entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich und verständlich gemacht.


Von dort aus führte uns unsere Route mit diversen Zwischenzielen an malerischen Orten und in bezaubernden Landschaften ein Stück entlang des Vänern-See´s und dann geradewegs Richtung Norden bis zum Fulufjället Nationalpark. Hier nutzten wir nach einer Übernachtung in der Nähe wie schon öfter zuvor eine frühe Tageszeit, um mit dem MAN noch einen Platz auf dem Parkplatz des „Naturum“ zu ergattern und waren auch erneut erfolgreich.


Fulufjället Nationalpark in Schweden

Bei den Naturum-Häusern handelt es sich um Infocenter, die sich an den Eingängen zu vielen Nationalparks in Schweden befinden, wo man sich mit allen erdenklichen Informationen bis hin zu Wanderrouten etc. versorgen kann. Leider war dieses Naturum aufgrund der zum betreffenden Zeitpunkt geltenden Corona-Regeln für den Besucherverkehr geschlossen, der Zugang zum Park und dort vor allem zum Njupeskär Wasserfall war allerdings unbeschränkt möglich – ein wunderbares Naturschauspiel.

Über Haverud mit seiner sehenswerten Schleusentreppe von See zu See und mit einem Aufenthalt am Torbygget Meteoritenkrater gelangten wir schließlich nach Funäsdalen, von wo aus man auf den Flatruetvägen gelangt,

Schwedens höchst gelegene offizielle Straße. Diese Straße ist eine ca. 40KM lange, löchrige und ausgewaschene Schotterpiste, die bis in eine Höhe von knapp 1000m führt. Das hört sich für Menschen, die in Alpennähe aufgewachsen sind, nicht wirklich spektakulär an. Für die Nutzer der Straße bedeutet es aber aufgrund ihrer nördlichen Lage, dass im schwedischen Winter immer wieder bestimmte Zeiten lang gar nichts mehr geht und wenn, dann nur in Begleitung eines Räumfahrzeugs.


Auf der Flatruet-Piste in Schweden

Apropos Schotterpisten: Für uns als Schweden- Greenhorns war es ein echtes Novum, mit dieser Art von (Neben-) Straßen immer wieder konfrontiert zu sein, für Schweden ist das aber Alltag und völlig selbstverständlich.

Gesagt getan und wagemutig genug traute ich mich also mit dem MAN auf diese Strecke und wir wurden nicht enttäuscht.

Natürlich wird man ordentlich durchgeschüttelt, unsere Luftfeder-Sitze katapultierten uns immer wieder in die Nähe des Kabinendachs und klammheimlich machte ich mir Sorgen um die Blattfedern und die Inneneinrichtung im Koffer, aber es ging alles gut: Wir standen schließlich oben auf dem Hochplateau, von dem aus man sogar den Helags, den südlichsten Gletscher Schwedens sehen kann. Und Rentiere, die uns schon zuvor immer wieder begegnet waren und die dort in der kargen Vegetation nach Essbarem suchen. Hätte uns der Wind an diesem besonderen Ort nicht so kalt um die Ohren gepfiffen, wären wir bestimmt eine Weile länger geblieben.

Nach Überquerung dieser Passstraße und dem gleichen Gerüttel bergab gelangten wir schließlich nach Ljungdalen, wo sich mein größter (und einziger) Routenplanungsfehler offenbarte: Meine ursprüngliche Idee war, von Ljungdalen aus noch weiter Richtung Norden bis zum Tannforsen zu fahren oder sogar bis zum Hällingsafallet, beides wohl sehr beeindruckende Wasserfälle.

Das Problem war nur, dass es keine (direkte) Staße in Richtung Norden gab, weil ganz einfach das Helags-Bergmassiv im Weg ist… Um zum Tannforsen zu gelangen, hätten wir also einen Umweg von über 200 KM fahren müssen, entweder über Norwegen oder ins Landesinnere von Schweden. Darauf hatten wir dann doch keine Lust und so wurde kurzfristig umdisponiert: Wir fuhren weiter auf die Insel Frösön im Storsjön-See bei Östersund und verschoben die genannten Wasserfälle auf die nächste Schwedenreise.

Kleiner See in Schweden

Von dort aus machten wir uns schließlich auf den Weg zum nördlichsten Punkt unserer Reise, nach Sidensjö an der Höga Kusten (die „hohe Küste“), einer Weltnaturerbe-Region am Bottnischen Meerbusen, ungefähr 500 KM südlich des Polarkreises und auf einem Breitengrad liegend mit Vaasa in Finnland und Trondheim in Norwegen.


Es war allerdings nicht nur die nördliche Lage an sich, die uns dorthin führte, sondern sehr nette Menschen, die wir in Sidensjö besuchten: Angela und Robert Hausladen aus Deutschland, die seit ca. 3 Jahren hier leben, sind selbst begeisterte Wohnwagen- und bald Wohnmobilreisende und haben mit sehr viel Liebe und einem Auge fürs Detail einen bezaubernden Ort für Reisende geschaffen, die hier einen idyllischen Platz für ihr Wohnmobil finden.

Der Abschied von Sidensjö bedeutete für uns gleichzeitig, dass wir im Rahmen unserer „Nordwärts“-Reise von nun an wieder südwärts unterwegs sein würden: Darüber erfahrt ihr dann wieder mehr in der nächsten Geschichte.





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