top of page
AutorenbildHelmuth Lauscher

Tagliamento-Tour 2024: Durch Norditalien nach Slowenien, Teil 3

Flüsse, Seen, Markt und Mumien

Am Tagliamento entlang nach Venzone

 

Unsere Wege haben sich getrennt, hier in Venzone: Der Rest der tollen Gruppe, mit der ich bis hierher unterwegs war, hat sich auf den Heimweg verabschiedet, nun bin ich wieder allein unterwegs.

Die Tage nach meinem letzten Bericht bis gestern waren voller gemeinsamer Aktivitäten in dieser herrlichen Landschaft in Norditalien, umgeben von Flüssen und Seen und immer mit irgendwelchen Bergen im Blick, beigefügt findet ihr einige Bilder dazu.



Mein Hauptaugenmerk dieses Beitrags gilt aber dem Städtchen Venzone, in dem ich eigentlich nach unserer gemeinsamen Abschieds-Stadtbesichtigung nur bequemlichkeitshalber gleich übernachten wollte. Eigentlich. Die zweite (ungeplante) Nacht steht heute unmittelbar bevor, aber das hat schon alles seinen Grund:

Nach einem zweiten Rundgang am gestrigen Abend verbrachte ich eine überwiegend ruhige Nacht, wenn man einmal von dem kurzen und heftigen Gewitter absieht, das mit ordentlich Blitz- und Donnertrara hier durch´s Tal zog, begleitet von einigem Regen. Heute Morgen wollte ich dann recht früh in Richtung Slowenien bzw. zu einigen Zwischenzielen auf dem Weg dorthin aufbrechen, als der gestern fast leere Parkplatz rings um MANgo und mich vollzulaufen begann. Nicht mit Wasser, sondern mit Autos, heute ist Feiertag in Italien. Ferragosto, so heißt Mariä Himmelfahrt hier. Deshalb haben ganz viele Menschen Zeit, um den Flohmarkt zu besuchen, der den ganzen Tag über im ganzen Städtchen stattfindet/ stattfand.



Flohmarkt, ein richtiger, komplett unkommerzieller Provinzflohmarkt, einfach herrlich: Ich war schlagartig verloren. Angesichts solcher Flohmärkte, egal wo auf der Welt, werde ich verhaltensauffällig: Mein alltägliches Mantra „Ich-brauche-nichts-und-habe-auch-gar-keinen-Platz“ löst sich ebenso spontan wie widerstandslos in Wohlgefallen auf, völlig überlagert von Schnickschnack, Krempel, Kunst und echt alten Blechdosen. Die führen dann kurzfristig zum finalen Kontrollverlust, obwohl ich ja einst so stark war, mich im Rahmen meiner Haushaltsauflösung von einigen zu trennen. Na ja, jetzt habe ich eben wieder zwei neue alte, aber halt wunderschöne Exemplare: Eine mit Jugendstilmotiv und eine Art-Deko-Dose, beide mit Kratzern und Patina, passen also perfekt zu mir..

Neben dem Flohmarkt und jeder Menge Atmosphäre blickt Venzone auf eine tragische jüngere Vergangenheit zurück: Im Jahr 1976 wurden große Teile des Ortes bei einem gewaltigen Erdbeben zerstört. Noch heute zeugen sichtbare Spuren von diesem schlimmen Ereignis, auch wenn der Ort ansonsten im alten Stil wieder aufgebaut wurde. Doch auch die ältere Vergangenheit wird hier auf einmalige Weise sichtbar: In Venzone wurden beginnend im 17. Jahrhundert insgesamt über 40 Mumien gefunden, die erste von ihnen unter einem steinernen Sarkophag im Keller des örtlichen Doms. Dabei wurden die betreffenden Leichname nicht gezielt einbalsamiert, die Mumifizierung trat vielmehr durch eine biologische Besonderheit ein: Ein parasitärer Schimmelpilz im Boden sorgte für eine völlige Dehydrierung des Gewebes, sodass in der Folge keine Verwesung stattfand. Fünf dieser Mumien sind in der Krypta einer Kapelle aufgebahrt und können besichtigt werden, ein ziemlich makabrer Eindruck, weshalb ich hier auch nur ein Detailfoto poste.



Ansonsten geht es morgen tatsächlich weiter, Slowenien ruft. Mal sehen, wo ich als nächstes hängen bleibe, ich werde wieder berichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

ความคิดเห็น


bottom of page