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AutorenbildHelmuth Lauscher

Tunesien mit Polizei-Eskorte

In Marokko und Tunesien sieht man sie öfters: Rundum vergitterte Polizei-Fahrzeuge, meist irgendwelche Geländewagen, deren Fenster auf diese Weise vermutlich vor eskalierenden Steinewerfern geschützt werden. Der Anblick löst schon ein merkwürdiges Gefühl aus, gerade bei der Vorstellung, selbst einmal im Inneren zu sitzen. Ein Gedanke, den man spontan dankend abwehrt. Aber bekanntlicherweise kommt manches schneller, als man denkt und manchmal ganz anders, als man denkt.

Gruppenfoto mit Polizisten

Ich wollte von der Stadt El Kef aus weiter Richtung Süden und hatte die Wahl zwischen zwei Routen. Auf der westlichen Route mit zusätzlichem Abstecher an die dort verlaufende algerische Grenze befindet sich aber ein besonderes Naturmonument, das letztlich den Ausschlag gab: Der „Table de Jugurtha“ (Der Tisch von Jugurtha), ein Tafelberg mit fast topfebener Oberfläche, auf dem es vielerlei historische Spuren gibt.

Ich machte mich also auf den Weg und stand nach vielleicht 30 KM vor einer Straßenkontrolle der Garde Nationale. Rechts ranfahren, Pass zur Überprüfung abgeben. Die Beamten auf der Straße waren wie immer freundlich, aber ungewöhnlich schwer bewaffnet und während ich auf die Rückkehr meines Passes wartete, stellte ich fest, dass sich diese Beamten (und ich) auch noch im Visierbereich eines mit zwei Mann besetzten Maschinengewehrstandes befanden. Auf meine Frage nach dem Hintergrund die immer wiederkehrende Antwort: Alles ist bestens, nur zu Ihrer Sicherheit.

Nun ja, mein Pass kam zurück und mit guten Wünschen für meine Reise ging es weiter. Kurz zumindest. Bis mir ein Polizeifahrzeug mit Blinklicht und Sirene entgegenkam, hinter mir umdrehte und sich vor mich setzte. Au weia, dachte ich reflexartig, was habe ich denn jetzt verbrochen? Es war aber nichts. Außer der Tatsache, dass diese Beamten telefonisch oder per Funk die Anweisung bekommen hatten, mich zu meinem Ziel zu eskortieren. Und so ging es mit zwei Begleitfahrzeug-Wechseln schließlich weiter bis unmittelbar unterhalb des Jugurtha-Berges, vor den Polizeiposten des kleinen Orts Qualat-As-Sanan oder Kalaat Sinan, je nach Schreibweise.



Ich erklärte den Beamten dort nochmals, dass ich gerne auf den Berg wollte, es gibt an der nördlichen Flanke auch einen Aufstieg mit mal mehr, mal weniger provisorisch in den Stein gehauenen Stufen, von dem ich wusste. Mir war aber auch klar, dass es für mich mit MANgo schwierig werden würde, bis oben an die Stelle zu kommen, wo dieser Aufstieg beginnt. Das bestätigten die Herren auch, insbesondere weil sich das betreffende Sträßchen dorthin gerade im Bau befand.

Und dann geschah das Unerwartete: Die Beamten erklärten mir, dass ich MANgo abschließen solle und öffneten mir die Tür zum Rücksitz ihres Hochsicherheitstraktes. Darauf hin ging es nunmehr in unmittelbarem Polizeigewahrsam mitten durch den gerade stattfindenden Markt und rumpelnd hoch zum Berg bis zur höchsten befahrbaren Stelle. Dort stieg der Beifahrer aus, um mit mir auch noch gemeinsam zu Fuß auf den Berg zu steigen, wo er mir ohne spürbaren Zeitdruck alles interessante zeigte, bevor wir wieder zu seinem Chef hinab stiegen, der im Auto auf uns gewartet hatte. Ein gerade dort eintreffender tunesischer Familienvater mit Frau und Kindern wurde schließlich polizeilich zu uns herbefohlen, um uns drei vor dem Einsatzfahrzeug zu fotografieren, bevor wir uns wieder bergab rumpelnd auf den Weg zur Polizeistation machten, wo MANgo wohlbehütet auf mich wartete.



Eine wirklich sehr beeindruckende Erfahrung und ein tolles Erlebnis, mit dem „Bergführer“ Houssem bin ich nach wie vor in Kontakt. Die beiden eskortierten mich zum Schluss in ihrem Auto zurück zum letzten Posten vor dem Ort, winkten mir heftig und übergaben mich an das nächste Begleitfahrzeug. So sollte es mit diversen Fahrzeugwechseln schließlich weiter gehen bis nach Sbeitla. Insgesamt am Ende sicher mehr als 150 Kilometer mit Blick auf das Heck ständig wechselnder Polizeiautos bzw. bis ans Ende eines imaginären Bermudadreiecks, aus dem sie mich offensichtlich sicher wieder heraus haben wollten.

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