Wenn ich an meinen Besuch in Tunis zurückdenke, fallen mir als erstes meine beiden bezaubernden privaten Stadtführerinnen ein, aber auch gefühlte Millionen von Taxis, sehr viele Polizisten mit MP`s, ein undurchschaubares Gewimmel in den Gassen der Altstadt und das Bardo-Museum.
Mounira und Samira hatte ich schon ungefähr zwei Monate zuvor in einer ganz anderen Ecke von Tunesien kennengelernt: Sie waren gemeinsam mit Bilel und Marwen Gäste bei Ali Sedraoui, auf dessen kleinem Campingplatz ich gerade mit MANgo stand. Damals schon packten mich die vier in ihr Auto und nahmen mich auf eine Schluchtenwanderung mit und bevor sich unsere Wege trennten, verabredeten wir uns auf ein mögliches späteres Treffen in Tunis, wo sie alle leben. So kam es, dass ich trotz meiner Vorbehalte gegen riesige Städte schließlich doch in Tunis landete. Marwen war zur fraglichen Zeit allerdings gerade auf Pilgerreise nach Mekka und Bilel lag mit einem Virusinfekt darnieder. Aber die beiden Damen ließen es sich nicht nehmen, mir diverse Ecken in Tunis zu zeigen, auf die ich neugierig war und andere, von denen ich nichts wusste und die ich ohne sie nie gefunden hätte. Es wurde ein lustiger und unterhaltsamer Vormittag mit einer Unmenge von Eindrücken, von denen ich tatsächlich nur einen überschaubaren Teil hier in Form von Fotos wiedergeben kann.
Die Taxis von Tunis hinterliessen bei mir ebenfalls einen bleibenden Eindruck, wenn auch auf ganz andere und jeweils unterschiedliche Weise. Ich hatte MANgo etwas außerhalb der Kernstadt geparkt, im Botschaftsviertel, wo ich ihn gut aufgehoben fand. Um in die Stadt zu kommen, organisierte ich mir – wie hier allgemein üblich – auf der Straße per Handzeichen eines der unzähligen vorbeifahrenden gelben Taxis – und geriet an einen ausgemachten Kamikazepiloten. Für den Straßenverkehr in großen Städten Tunesiens empfiehlt sich ohnehin, über ein äußerst belastbares Nervenkostüm zu verfügen, aber dieser Kerl toppte alles, ignorierte rasend jegliche Verkehrsregelung und machte durch die geöffneten Fenster schreiend alle anderen Verkehrsteilnehmer*innen zur Schnecke, die nicht schnell genug aus dem Weg waren. Genau mein Ding.
Schließlich in der Innenstadt angekommen, machte ich mich zu Fuß auf den Weg – und hatte schon bald ein etwas mulmiges Gefühl: An bald jeder Querstraße der zentralen Avenue Habib Bourguiba stand schwer bewaffnete Polizei und vor der katholischen Kathedrale St. Vinzenz von Paul hielt sich inmitten einer weiträumigen Absperrung Militär inklusive eines gepanzerten Fahrzeugs auf, Zeichen für eine durchaus angespannte Situation. Zum Glück verflogen diese Gefühle zumindest vorläufig, nachdem ich mich schließlich am verabredeten Punkt mit meinen Stadtführerinnen getroffen hatte.
Zum Abschluss des Tages kam dann die zweite Taxierfahrung, denn ich musste ja wieder zurück zu MANgo: Dieses Mal war es allerdings ein gänzlich anderer Fahrer, offensichtlich an einem seiner ersten Taxifahrertage. Er stocherte mühsam und wackelig durch das Verkehrschaos, immer das Handy als Navigationsgerät vor dem Gesicht, es funktionierte nur irgendwie nicht: Der Gute hatte entweder auch noch sehr schlechte Augen und/ oder war des Schreibens und Lesens nicht zuverlässig mächtig. Auf alle Fälle kreuzte er durch die halbe Stadt und um den Tunis-See, bis ich schließlich die Initiative ergriff und ihn per Google Maps und mündlicher Ansage selbst an mein Ziel lotste.
Nach diesem auf unterschiedlichste Weise ausgefülltem Tag blieb ich mit MANgo gleich vor Ort und gönnte mir am folgenden Tag einen Besuch im großen Bardo-Museum, in dem man teilweise riesige Mosaike, Statuen, Skulpturen und vieles mehr aus verschiedenen Zeitepochen vor, während und nach der römischen Phase des heutigen Tunesien bestaunen kann, sehr eindrucksvoll.
Und dann waren es nur noch zwei Tage bis zu meiner Abreise, die leider äußerst unschön verlief, aber dazu mehr in der nächsten Geschichte.
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